Während des Jahresabschlusswettbewerbes 2019 haben wir auf der Hahnenweide den Verein Purflieger eV gegründet um speziell im Bereich von F3J neue Wettbewerbe ausrichten zu können. Bereits im April 2020 hatten wir den Euro Contest "Baden Cup" in Heiligenberg am Bodensee organisiert, der jedoch der Coronaepidemie zum Opfer fiel. Die bereits seit längerem laufende Serie der Sommerliga ist nun unter dieses Vereinsdach gezogen und ist wohl die einzige Wettbewerbsserie gewesen, die 2020 mehrfach durchgeführt werden konnte. Der Vereinsname ist nicht zufällig ausgewählt worden, sondern drückt unsere Passion aus, Segelflug möglichst pur, ohne unnötige Technik zu betreiben. Darüber hinaus wollen wir für diesen Ansatz in der Öffentlichkeit werben, da Fliegen ohne unnötige Technik keine Mangelerscheinung darstellt, sondern eine hochkonzentrierte Tätigkeit ist, die sich auf das Wesentliche reduziert. Nachstehend einige Gedanke und Beobachtungen, die die Position der Purfliegerei ein wenig beleuchten.

 
Alles fliesst und verändert sich. So auch die Modellsegelfliegerei. Man kann dies gut an der Reaktion von Kollegen ablesen, wenn man mit meinen antriebslosen Seglern auf den Platz kommt. Die Kommentare drücken meist eine mitleidige Nostalgie aus: Ach ja, so sind wir früher ja auch geflogen. Stimmt, eigentlich ginge auch ohne Antrieb….
Auf Segelflugveranstaltungen kann man schwere Segelflugmodelle bewundern, die in wenigen Sekunden in den Weiten des Firmamentes verschwinden. Oder Segler, die ihre komplette Flugzeit mit einem Impeller über den Platz heizen. Thermik spielt  keine Rolle mehr, langsames Auskurbeln von Bärten würde geradezu antiquiert wirken. Und egal um welchen Flieger es sich handelt, es ist nur eine Frage der Zeit bis in den verschiedenen Foren die Frage auftaucht: Und welche Latte mit welchem Antrieb verwendet ihr? Wenn selbst Schleudersegler, die von ihrer ganzen Bauart auf einen hocheffektiven Schleuderwurf konzipiert sind, einfach beschnitten und mit einem Antrieb ausgestattet werden, dann bleibt uns nur kopfschüttelnd festzustellen: Der Begriff Segelflug ist stark inflationär geworden. Es lässt sich beinahe alles als Segelflug bezeichen, was zumindestens ein paar Sekunden ohne Antrieb in der Luft bleibt. 
Um es deutlich auszudrücken: Wir haben gegen diese Art der Entwicklung zur High-Tech-Fliegerei nichts einzuwenden. Aber wir finden, dass es Zeit ist ein wenig zu unterscheiden. Deshalb setzen wir uns für die Bezeichnung und Beschreibung der PURFLIEGEREI ein. Denn es ist keineswegs antiquiert mit Low-Tech zu fliegen. Und es ist auch nicht ausreichend diese Flupsparte als motor-l-o-s zu bezeichnen, denn dies würde einen Mangel ausdrücken, wo gar keiner ist. Um deutlich zu machen, dass Purfliegerei einen neuen Trend beschreiben kann, lohnt sich eine Blick über den Tellerrand um zu erkennen dass Purismus etwas sehr Angesagtes ist.
PURFLIEGEREI ist keine neue Klasse von Seglerfliegern, sondern eine Haltung des Piloten. Wer keinen Antrieb als sichere Heimkehrhilfe hat, der wird seinen Flug mit Bedacht vorbereiten, die Wetterlage genauesten beobachten. Er wird sich bevor er das Modell in die Luft abgibt einen B-Plan machen, falls die erwartete Thermik nicht zu finden sein sollte. Ausserdem wird er sich bei Kollegen nach Aussenlandeplätzen erkundigen, um im schlimmsten Fall das Modell nicht zu verlieren. Dieses höhere Risiko und der damit verbundene Aufwand geht der Purflieger ein, um sich an der Herausforderung stetig weiter zu entwickeln. Wer sich beim geringsten Fehler gleich mit dem Motor in Sicherheit bringt, wird wohl kaum dazulernen. Könnte man daher die Purfleigerei eventuell so beschreiben, dass der Pilot lieber in seine Fähigkeiten investiert als in techniche Raffinesse?
Ein wesentlicher Unterschied liegt mit Sicherheit im Verhältnis zur Natur. Purfliegerei klappt nur, wenn der Pilot in der Lage ist die verschiedenen Einflüsse der Umgebung richtig einzuschätzen. Das beginnt mit dem Gelände und schliesst die Veränderung der Luft im Tagesverlauf mit ein. Ein gelungener Flug ist immer ein geschickter Tanz mit den Elementen. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass sich Purflieger vermehrt an landschaftlich reizvollen Stelen treffen. Oft an Orten, die erst nach langem Fussmarsch erreichtbar sind. Manchmal für wenige Stunden, da das Wetter nur ein kleines Zeitfenster eröffnet. Da der Purflieger die lebendige Vielfalt der Natur nutzt, geht er mit diese wertschätzend um. Der Erhalt einer intakten Natur ist eine Selbstverständlichkeit und Naturschutz ein wesentliches Anliegen. 
Gerade dieser Punkt des Verhätnisses von Modellflugsport zur Natur scheint uns ein wesentlicher Punkt der Unterscheidung. Wenn Modellflugsport oft als laut, stinkend und belästigend wahrgenommen wird dann lohnt es sich daruf hinzuweisen, dass Purflieger eine Angelgenheit von ZERO EMMISION ist. Dies könnte uns in der Zukunft besondere Möglichkeiten der Betätigung eröffnen, weil sie in sensiblen Bereichen der Natur stattfinden kann, die eine nachweisliche Naturverträglichkeit voraussetzt. 
Und um es zur Vermeidung von Missverständnissen noch einmal deutlich zu formulieren: Purfliegerei ist weder der Oberklasse aller antriebslosen Segelflugarten noch ein Gruppierung, die gegen den Motorisierung von Segelflugzeugen zu felde ziehen will. Wir wünschen uns lediglich, eine Verlagerung der Diskussion weg von Antrieb und Technik und hin zu Erlebnis und Fähigkeiten.